Der Freiburger Schlossberg blickt auf eine lange Geschichte als weitgehend unbewaldete Kulturlandschaft zurück. Um diese zu bewahren und Tieren und Pflanzen einen geeigneten Lebensraum zu bieten, hat ihn die Stadt Freiburg 1954 zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. Nicolas Schoof, Lisa Gollent, Anna-Lisa Schneider, Prof. Dr. Uwe Eduard Schmidt und Prof. Dr. Albert Reif von der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Universität Freiburg zeigen nun in einer Studie, dass sich einige der geschützten Tier- und Pflanzenarten am Schlossberg in einem ungünstigen Erhaltungszustand befinden und ihre Pflege künftig stärker an den Zielen der kommunalen Schutzgebietsverordnung ausgerichtet werden sollte.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts wuchsen etwa 20 Orchideenarten an den Hängen des Schlossbergs. Die Gottesanbeterin, eine Heuschreckenart, war dort ebenfalls beheimatet. In ihrer Untersuchung des Offenlands – also der nicht bebauten oder bewaldeten Flächen – machen die Forschenden deutlich, dass das Aussterben dieser Arten auf eine intensivere landwirtschaftliche Nutzung durch den Menschen Anfang des 20. Jahrhunderts zurückzuführen ist. Nachdem die Stadt den Berg als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen hatte, habe sich in den Jahrzehnten danach eine nicht angepasste Pflege des Offenlands negativ auf die Vielfalt von Tieren und Pflanzen ausgewirkt.
Der Wald sei heute weit in das ehemalige Offenland vorgedrungen, wodurch der Schlossberg insgesamt dunkler geworden sei und der Lebensraum vieler Arten eingeschränkt werde. Das Streuobst, auf das viele Tiere als Nahrungsgrundlage angewiesen sind, werde durch eine fehlende Baumpflege reduziert. Zudem verdränge heutzutage die konventionelle Bewirtschaftung der Weinberge unter anderem mit dem Einsatz von Glyphosat Tierarten wie die Schlingnatter und die Mauereidechse, die nach Europarecht geschützt sind.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, dass die Ziele des Landschaftsschutzgebiets damit nur unzureichend verfolgt werden, und empfehlen Pflegemaßnahmen, die den Berg wieder aufwerten sollen: Beispielsweise könnten die eichenreichen Baumbestände aufgelichtet und Brombeersträucher an die Waldränder zurückgedrängt werden. Die Weinberge könnten dauerhaft beweidet werden, wodurch der Einsatz von Pestiziden reduziert werde. Die mehrere Kilometer langen Trockenmauern könnten durch eine bessere Pflege der Bausubstanz und der begleitenden Vegetation erhalten werden, um die Population der Reptilien zu fördern. Eine Beweidung des Grünlandes, beispielsweise mit Rindern, könnte ebenfalls dazu beitragen, die Flächen am Schlossberg offen zu halten und ihn dadurch naturschutzfachlich aufzuwerten sowie für Besucherinnen und Besucher attraktiver zu machen. Damit greifen die Wissenschaftler in ihrer Studie eine Idee zur Gestaltung des Schlossbergs als Erholungsraum auf, wie sie jüngst von der Freiburg Wirtschaft, Touristik und Messe GmbH & Co. KG angeregt wurde.
Originalpublikation:
Nicolas Schoof, Lisa Gollent, Anna-Lisa Schneider, Uwe Eduard Schmidt, Albert Reif: Der Schlossberg bei Freiburg i. Br. – eine naturschutzfachliche Bestandsaufnahme seines Offenlandes. In: Mitteilungen des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz.
(Medieninformation: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 24.11.2017)
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Stadtkreis Freiburg - Freiburg
24. Nov 2017 - 11:50 UhrNaturschutz am Schlossberg nicht ausreichend - Freiburger Ökologen weisen auf den ungünstigen Erhaltungszustand von Tier- und Pflanzenarten hin
Die konventionelle Bewirtschaftung des Schlossbergs verdrängt geschützte Tierarten wie die Schlingnatter.
Foto: Lisa Gollent
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